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20. Juli 2013 – FNS – Grillfest

Bisher versuchten diejenigen Neonazis des „Freien Netz Süd“ (FNS), die in Obermenzing ein Einfamilienhaus mit großem Gartengrundstück angemietet haben, die Immobilie als reines Wohnhaus darzustellen und rechte Treffen dort möglichst geheim zu halten.

Nach den Polizeirazzien gegen das FNS ist dies nun anders: Die neonazistischen Mieter Vanessa Becker, Daniel Thönnessen und Franz Sedlbauer laden mit einem von ihnen namentlich unterzeichneten Brief die Anwohner_innen der umliegenden Straßen zu einem „Sommerfest“ mit Spanferkel und „Kinderschminken“ am Samstagnachmittag ab 14.00 Uhr ein. Die Einladung enthält keinen Hinweis auf den rechten Hintergrund.

Ein vermeintlich harmloses „Grillfest“ ist ein niedrigschwelliges Angebot der Szene, das Nachbar_innen und Interessent_innen ansprechen soll. Gleichzeitig passt es – trotz des ansonsten so offensiven und ultraradikalen Auftretens des FNS – zum Drang der Neonazis nach Spießigkeit und Bürgerlichkeit. Im hinter dem Haus gelegenen Gartengrundstück haben die Neonazis ein Zelt und einen Pavillon sowie ein Planschbecken und einen Spanferkelgrill aufgebaut.

In der hohen Hecke am Haus steckt ein eingefallenes Transparent „Das Braune Haus ist heute ganz bunt“ – eine Anspielung auf das im Nationalsozialismus am Königsplatz gelegene „Braune Haus“.

Das Fest entpuppt sich schnell als bayernweite Szeneveranstaltung. Mit Planen und Handtüchern versuchen die Organisator_innen und Teilnehmenden, den Platz so abzuschirmen, dass er von den am Grundstück entlangführenden Straßen möglichst wenig einsehbar ist. Schon vor 14.00 Uhr sitzen hinten im Garten überregional angereiste Neonazis auf Bierbänken zusammen, unter anderem der derzeit im Münchner NSU-Prozess angeklagte André E. (Zwickau) mit dem als Rechtsterroristen verurteilten Karl-Heinz Statzberger (Markt Schwaben).

Dass prominente FNS-Führungskader zu Besuch kommen, unterstreicht: es handelt sich um ein Sommerfest des „Freien Netz Süd“ und die Obermenzinger Immobilie ist mittlerweile ein wichtiger Teil der bayerischen  Neonazi-Infrastruktur.

Unter den schließlich gut 50 anwesenden Neonazis sind unter anderem der FNS-Kundgebungsredner Martin Bissinger (Laueringen), sowie Steffen Willy Reiche von der „Bruderschaft“ bzw. „Jagdstaffel DST“. Die Gäste werden zumeist von Vanessa Becker, Daniel Thönessen oder von Karl-Heinz Statzberger begrüßt und eingelassen. Statzberger trägt ein T-Shirt „28 Jahre Ariogermanische Kampfgemeinschaft“ der Berliner Nazitruppe „Die Vandalen“. Mehrfach begrüßen sich die Neonazis untereinander mit „Heitler“, dem Versuch, das strafbare „Heil Hitler“ zu umgehen.

Neonazis aus den Kreisen der „Freien Kräfte Berchtesgadener Land“, „Kameradschaft München“ und „Bürgerinitiative Ausländerstopp München“ (BIA) hängen in der Einfahrt des Hauses herum und beobachten Medienvertrteter_innen und die Proteste des „München ist bunt“-Bündnisses. Der bekannte Anti-Antifa-Aktivist Lorenz Maierhofer, der schon mehrfach Journalist_innen bedrängt hat, springt über das Gartentor und versucht auf eine Fotoreporterin einer Münchner Lokalzeitung loszugehen, anschließend flüchtet er wieder zurück auf das Grundstück.

Am Abend ist auch der als Rechtsterrorist verurteilte Neonazi Martin Wiese (Reichersdorf) in Obermenzing. Ein auf dem Onlineportal Endstation Rechts Bayern veröffentlichtes Video zeigt ihn zusammen mit Franz Sedlbauer auf der Straße vor dem Anwesen. Als ein Kamerateam vorbeifährt, versucht Wiese, gegen das Auto zu treten.

Schlagworte: , , , , Quelle: a.i.d.a. « zurück