Bürger_innen aus dem Münchner Norden gründen die Facebook-Gruppe „Gegen das Asylheim München Heidemannstraße“. Schon nach wenigen Stunden sind ihr über eintausend Menschen beigetreten (nach 48 Stunden fast 1700).
Viele von ihnen toben sich dort in hunderten Postings und Kommentaren offen rassistisch gegen die Asylsuchendenunterkunft in der ehemaligen Bayernkaserne aus.
Einige Beispiele (Fehler i. O.):
„Musste grad als zahlende MVG-Kunde bei diesem Wetter draußen stehen weil man ja vor lauter Asylanten in den Bushaltestellen kein Platz mehr hat. Außerdem besser nass werden als TBC oder sonstiges zu holen“, „kommen hier her, machen uns an, bringen ihre Seuchen mit“, „die sind alle nicht auf Arbeit aus, nur klauen, einbrechen und sich gut gehen lassen“, „diese Leute bekommen Nutten spendiert um ihren Trieb zu bändigen“.
Unter den Schreibenden sind auch mehrere bekannte Neonazis aus dem jüngst verbotenen, neonazistischen „Freien Netz Süd“ (FNS). Ein User postet, von den Administrator_innen ungehindert, links zur Münchner Nazi-Kommunalliste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ (BIA). Die vielfach geäußerte Behauptung, es gebe in München-Freimann durch Asylsuchende eine Infektionsgefahr oder gar schon Erkrankungsfälle durch das Ebolavirus, wird unter anderem auch von BIA-Stadtrat Karl Richter (NPD) geschürt. In einer Pressemitteilung schrieb er am Vortag, 28. Juli 2014,
„in der nigerianischen Millionen-Metropole Lagos wurde heute der erste Ebola-Tote gemeldet – die Seuche dürfte damit endgültig außer Kontrolle geraten sein. Der bayerischen Landeshauptstadt sollte dieses Schicksal erspart bleiben.“
Auch rassistische Beleidigungen wie „Pack“, „Schmarotzer“, „Gesindel“, „Parasiten“, „Maximalpigmentierte“, „Affen“ sowie Gewaltphantasien sind in der facebook-Gruppe „Gegen das Asylheim München Heidemannstraße“ nicht selten. So heißt es unter anderem:
„Sollte irgendetwas passieren (…) gibt es nur eine Lösung: so wie früher das Faustrecht“, „vielleicht sollte man (…) auch einmal eine Bürgerwehr (…) gründen“, „ja, dann fahrt sie halt um, ist nicht schlimm“, „die Wut steigt, bald werden wir zu Tiere“,“können bestimmt ned schwimmen, wäre als ne Idee, nen Baggersee anzulegen“.
Schon 24 Stunden später gehen die Aktivitäten über die virtuelle Hetze hinaus: Gegen 21.00 Uhr treffen sich an den Tischtennisplatten im Heidepark an die einhundert aufgebrachte Anwohner_innen zu einem angeblichen „Gedanken- und Informationsaustausch“. Dabei lassen sie ihren ressentimentgeladenen Behauptungen und absurden Vorwürfen gegen die Asylsuchenden freien Lauf:
„Wir haben Angst um unsere Kinder“, „die brechen in die Tiefgaragen ein“, „die soichen bei meinem Vater in den Balkon nei, die Graddler“, „s’näxschd Mal schlag i dene da Schädel ei“, „mir kenna ja ned amal in Ruhe mehr einkaufa gehen, weil mir Angst ham, dass mir krank wern“, „do hockan drei Nega drunten und pissen in’n Balkon nei“, „das Essen bezahlen wir. Und die schmeissen’s weg. Irgendwo hört sich’s doch auf!“, „führ‘ Du di moi in dera Land so auf wie die hier. Da wirst am ersten Tag aufghängt“, „dass se sich auf fremde Autos draufsetzen! Oder Motorräder!“
Einigen Polizeistreifenbesatzungen, die nach einer Stunde eintreffen, gelingt es nach viel Hin und Her, die Menge schließlich zu zerstreuen. In den Stunden danach entstehen weitere facebook-Gruppen, in denen User_innen zum Teil unter Realnamen ungehindert Asylsuchende bedrohen, Straftaten ankündigen und nationalsozialistisch hetzen. User „Christian Auerhammer“ schreibt beispielsweise in der von ihm angelegten, offenen Gruppe „gegen das asylhaus an der bayernkaserne“:
„tut euch zusammen, zündet die hütten an, und verhaut die ordentlich. dann ist ruhe da.“
Ein Anderer („Tobi Minga Oida“) sekundiert am gleichen Ort:
„Außer Gewalt verstehn die eh nix diese Dreckskaffer“ und „Meine Lösung für das Problem wäre ein Sonderzug nach Dachau!!!!!!“