Am Sonntagnachmittag beginnt auf dem Odeonsplatz eine Demonstration radikaler Abtreibungsgegner*innen unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ mit rund 120 Personen. Unter den Teilnehmenden sind auch Vertreter*innen der christlichen beziehungsweise extremen Rechten. Die sogenannten „1000-Kreuze-Märsche“ richten sich gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche und finden seit vielen Jahren in München, aber auch in Fulda, Münster oder Salzburg statt. Im Zuge dieser antifeministischen Demonstration tragen die Teilnehmenden weiße Holzkreuze, singen religiöse Lieder und beten. Teil der Versammlungen ist stets eine „Rosenzeremonie“, bei der die Organisator*innen eine Trauerfeier für abgetriebene Föten inszenieren. Dabei werden Namen verlesen und eine Glocke geläutet zu der die Teilnehmenden Rosen um einen Kindersarg verteilen, der mit Plastikföten gefüllt ist.
Bei der Zwischenkundgebung am Friedensengel beklagt der Organisator der Märsche Wolfgang H., eine Verhärtung des Diskurses, die auch sie zu spüren bekämen. „In einer unglaublichen Propaganda der sogenannten Leitmedien wird gegen uns gehetzt als Rechtsextremisten“ sagte H. und erklärte, dass er „keinen einzigen kenne“. Die Berichterstattung sei, so H., „eine gängige Taktik, um uns den Wind aus den Segeln zu nehmen und um zu diskriminieren“.
Dass die von Wolfgang H. diskreditierten Medien zurecht von einer Rechtsoffenheit der „Lebensschutz“-Szene berichten, ist jedoch begründet, da es in der Vergangenheit immer wieder Vorfälle mit extrem rechten Akteur*innen bei Versammlungen von Abtreibungsgegner*innen gab. Auch beim diesjährigen „1000 Kreuze Marsch“ in München ist unter den Teilnehmenden Maximilian H., der seit vielen Jahren Teil der extremen Rechten ist. Bilder zeigen den Kampfsportler unter anderem mit einem Banner der „Identitären Bewegung“ in München und bei Aktionen der extrem rechten Gruppierung in Stuttgart.